Die effiziente Gestaltung von Produktionsprozessen ist für den Unternehmenserfolg entscheidend. Ein zentraler Faktor dabei ist die Durchlaufzeit, die maßgeblich die Wettbewerbsfähigkeit und Kundenzufriedenheit beeinflusst. Erfahren Sie, wie Sie diese wichtige Kennzahl optimal nutzen und verbessern können.
Was ist die Durchlaufzeit?
Die Durchlaufzeit ist eine zentrale Kennzahl in der Produktion und Logistik, die die gesamte Zeitspanne misst, die für die Fertigstellung eines Produkts oder die Abwicklung eines Auftrags benötigt wird – vom Auftragseingang bis zum Warenausgang. Als wesentliche Produktionskennzahl ermöglicht sie Unternehmen, die Effizienz ihrer Herstellungsprozesse zu bewerten und zu optimieren.
Bedeutung der Durchlaufzeit in der Produktion
Die Durchlaufzeit (DLZ) gilt als Schlüsselindikator für die Effizienz von Produktionsprozessen. Eine optimierte Durchlaufzeit bietet folgende Vorteile:
- Schnellere Markteinführungen neuer Produkte
- Reduzierung des gebundenen Kapitals
- Erhöhte Flexibilität bei Kundenwünschen
- Verbesserte Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen
- Effizienterer Ressourceneinsatz
Komponenten der Durchlaufzeit
| Komponente | Beschreibung |
|---|---|
| Bearbeitungszeit | Tatsächliche Wertschöpfung am Produkt |
| Rüstzeit | Zeitaufwand für Einrichtung und Umrüstung von Maschinen |
| Transportzeit | Bewegung von Materialien zwischen Arbeitsstationen |
| Liegezeit | Wartezeit der Materialien auf Weiterverarbeitung |
Wie wird die Durchlaufzeit berechnet?
Die Berechnung der Durchlaufzeit erfolgt durch die Addition aller zeitlichen Komponenten im Prozess. Dabei werden sämtliche Phasen des Fertigungsprozesses berücksichtigt – von der Auftragsannahme bis zur Auslieferung.
Das Gesetz von Little und seine Anwendung
Das Gesetz von Little wird durch die Formel Durchlaufzeit = Umlaufbestand/Durchsatz ausgedrückt. Diese mathematische Beziehung verdeutlicht wichtige Zusammenhänge:
- Ein höherer Umlaufbestand führt bei gleichbleibendem Durchsatz zu längeren Durchlaufzeiten
- Die Formel ermöglicht präzise Kapazitätsplanung
- Produktionsengpässe können frühzeitig identifiziert werden
- Verbesserungsmaßnahmen lassen sich gezielt einleiten
Optimierung der Durchlaufzeit
Die Optimierung der Durchlaufzeit erfolgt durch verschiedene Maßnahmen zur Verkürzung der Zeit zwischen Auftragseingang und Fertigstellung. Dabei steht die Beseitigung von Engpässen im Fokus.
Strategien zur Reduzierung der Durchlaufzeit
- Systematische Materialflussplanung und -optimierung
- Parallelisierung von Fertigungsabschnitten
- Verbesserte Maschinenbelegungsplanung
- Vorausschauende Materialbereitstellung
- Optimierung der Serienproduktion
- Qualitätssicherung während des gesamten Prozesses
Rolle der Lean-Philosophie
Die Lean-Philosophie bildet das Fundament für nachhaltige Durchlaufzeitoptimierung und geht weit über einen bloßen Methodenbaukasten hinaus. Im Kern zielt sie darauf ab, jede Form von Verschwendung (japanisch: Muda) systematisch zu eliminieren. Durch die konsequente Anwendung von Lean-Prinzipien können Unternehmen ihre Durchlaufzeiten häufig um 30-50% reduzieren.
- Eliminierung überflüssiger Prozessschritte
- Reduzierung unnötiger Transporte
- Minimierung von Wartezeiten
- Optimierung des Materialflusses
- Verbesserung der Prozessqualität
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Besonders effektiv sind visuelle Management-Methoden wie Wertstromanalysen, die Engpässe und Optimierungspotenziale transparent machen. Das Prinzip des kontinuierlichen Flusses (Continuous Flow) reduziert Zwischenbestände und damit verbundene Liegezeiten. Die Integration von Pull-Systemen wie Kanban gewährleistet eine bedarfsgerechte Produktion und steigert die Flexibilität bei Kundenwünschen sowie die Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen.
Beispiele für die Durchlaufzeit in der Praxis
In der betrieblichen Praxis zeigt sich die Bedeutung der Durchlaufzeit besonders deutlich. Je nach Branche variieren die Durchlaufzeiten erheblich – von wenigen Stunden in der Lebensmittelindustrie bis zu mehreren Monaten im Maschinen- oder Anlagenbau. Die Durchlaufzeitoptimierung ist besonders relevant für Unternehmen, die ihre Produktion schlanker gestalten oder den Bestand an unfertigen Erzeugnissen reduzieren möchten.
In der Materialbedarfsplanung dient die Durchlaufzeit als Vorlaufzeit zur Berechnung der Materialbereitstellung. Dieser als retrograde Terminierung bekannte Prozess stellt die rechtzeitige Verfügbarkeit aller Komponenten an der Montagelinie sicher.
Fallstudie: Zipfl AG und ihre Durchlaufzeit
Die Zipfl AG, ein mittelständischer Speiseeishersteller, demonstriert die praktische Anwendung der Durchlaufzeitberechnung. Bei einer täglichen Produktion von 8.000 Litern Softeis und einem durchschnittlichen Umlaufbestand von 2.000 Litern beträgt die Durchlaufzeit nach dem Gesetz von Little 0,25 Tage oder zwei Stunden (2.000 Liter ÷ 8.000 Liter pro Tag).
| Optimierungsmaßnahme | Ergebnis |
|---|---|
| Kontinuierlicher Fließprozess | Reduzierung der Durchlaufzeit um 30% |
| Minimierung der Rüstzeiten | Erhöhte Produktionskapazität |
| Prozessoptimierung | Verbesserte Produktqualität |
Übungsfragen zur Durchlaufzeit
Die folgenden Übungsfragen helfen Ihnen, die theoretischen Grundlagen und Berechnungsmethoden der Durchlaufzeit auf konkrete Situationen anzuwenden. Sie decken verschiedene Aspekte ab – von der Definition über die Berechnung mit dem Gesetz von Little bis hin zu Optimierungsstrategien.
Fragen zum grundlegenden Verständnis
- Definieren Sie den Begriff der Durchlaufzeit und ihre Relevanz für Produktionsbetriebe
- Beschreiben Sie die vier Hauptkomponenten der Durchlaufzeit und deren Optimierungspotenzial
- Erläutern Sie den Unterschied zwischen wertschöpfenden und nicht-wertschöpfenden Zeitanteilen
- Analysieren Sie die Wettbewerbsnachteile bei längeren Durchlaufzeiten im Vergleich zur Konkurrenz
Berechnungsaufgaben zur Durchlaufzeit
Die praktischen Übungsaufgaben umfassen verschiedene Berechnungsszenarien zur Durchlaufzeitoptimierung:
- Berechnung der Durchlaufzeit nach Little bei 120 Einheiten Tagesproduktion
- Ermittlung der Gesamtdurchlaufzeit unter Berücksichtigung aller Zeitkomponenten
- Kalkulation der Bestandsreduzierung für 25% kürzere Durchlaufzeit
- Vergleichsanalyse zweier Produktionslinien hinsichtlich ihrer Durchlaufzeiten
Fallstudien und Anwendungsaufgaben
Die Praxisfälle bieten komplexe Optimierungsszenarien:
- Analyse der Durchlaufzeitoptimierung bei der Müller GmbH (Präzisionsteile)
- Berechnung der Durchlaufzeitverbesserung in einer Bäckerei nach Prozessoptimierung
- Entwicklung weiterer Optimierungsmaßnahmen für die Zipfl AG basierend auf Lean-Prinzipien


