Lagerbestand: Definition, Berechnung und wichtige Informationen

Ein effektives Lagerbestandsmanagement ist für den Unternehmenserfolg von entscheidender Bedeutung. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Lagerbestand optimal berechnen und verwalten können, um Kosten zu minimieren und die Verfügbarkeit Ihrer Waren sicherzustellen.

Was ist Lagerbestand?

Der Lagerbestand bezeichnet die Menge an Waren oder Materialien, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Lager befinden. Als wesentlicher Bestandteil des Umlaufvermögens spielt er eine zentrale Rolle in der Logistik und im Supply Chain Management. Ein gut verwalteter Lagerbestand sichert nicht nur die Produktverfügbarkeit, sondern beeinflusst auch maßgeblich den Unternehmenserfolg.

Definition und Bedeutung des Lagerbestands

Im betriebswirtschaftlichen Kontext umfasst der Lagerbestand alle materiellen Güter eines Unternehmens. Diese Bestände erfüllen mehrere wichtige Funktionen:

  • Gewährleistung der kurzfristigen Lieferfähigkeit
  • Reduzierung von Lieferantenabhängigkeiten
  • Ermöglichung von Mengenrabatten beim Einkauf
  • Ausgleich von Nachfrageschwankungen
  • Pufferfunktion zwischen Beschaffung und Produktion

Bestandteile des Lagerbestands

Unternehmenstyp Hauptbestandteile
Handelsunternehmen Handelswaren für den Weiterverkauf
Fertigungsbetriebe Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, halbfertige Erzeugnisse, fertige Erzeugnisse

Wie wird der Lagerbestand berechnet?

Die Berechnung des Lagerbestands erfolgt nach einer grundlegenden Formel: Lagerbestand = Anfangsbestand + Eingänge – Ausgänge. Diese Formel ermöglicht ein präzises Bestandsmanagement ohne ständige physische Zählungen.

Formel zur Berechnung des Lagerbestands

Ein praktisches Beispiel zur Bestandsberechnung:

  • Anfangsbestand: 100 Produkte
  • Zugänge im Monat: 50 Produkte
  • Abgänge im Monat: 30 Produkte
  • Endbestand: 100 + 50 – 30 = 120 Produkte

Methoden der Inventur

Für die Lagerbestandsermittlung stehen zwei Hauptmethoden zur Verfügung:

  • Effektive Inventur – physische Bestandsaufnahme durch Zählen, Messen oder Wiegen
  • Skontration – fortlaufende Dokumentation aller Bestandsveränderungen
  • Permanente Inventur – kontinuierliche Zählung in Teilbereichen
  • Stichprobeninventur – statistische Hochrechnung basierend auf Proben
  • Digitale Inventur – Erfassung mittels Barcode- oder RFID-Technologie

Optimale Lagerhaltung und Lagerkennzahlen

Die optimale Lagerhaltung stellt einen Balance-Akt zwischen ausreichender Warenverfügbarkeit und minimaler Kapitalbindung dar. Ein effizient geführter Lagerbestand ermöglicht die zeitnahe Bedienung von Kundenaufträgen bei gleichzeitiger Minimierung der Lagerhaltungskosten.


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Zur Steuerung und Bewertung der Lagerhaltung nutzen Unternehmen verschiedene Kennzahlen als Entscheidungsgrundlage. Diese ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung der Lagereffizienz und notwendige Anpassungen. Der Lagerumschlag zeigt beispielsweise an, wie häufig der durchschnittliche Bestand innerhalb eines bestimmten Zeitraums umgesetzt wird.

Der optimale Lagerbestand

Der optimale Lagerbestand repräsentiert einen definierten Soll-Zustand, der durch regelmäßige Lieferungen aufrechterhalten wird. Er bildet den idealen Mittelweg zwischen Lieferfähigkeit und Kapitalbindung.

  • Zu niedrige Bestände führen zu Lieferengpässen
  • Zu hohe Bestände binden unnötig Kapital
  • Berechnung: Optimaler Lagerbestand = Mindestbestand + optimale Bestellmenge
  • Beispiel: Bei einem Mindestbestand von 46 Stück und optimaler Bestellmenge von 2828 Stück ergibt sich ein optimaler Lagerbestand von 2874 Stück
  • Kontinuierliche Optimierung durch präzise Bedarfsprognosen und moderne Lagerverwaltungssysteme

Wichtige Lagerkennzahlen

Kennzahl Beschreibung
Durchschnittliche Lagerdauer Zeit, die Waren durchschnittlich im Lager verbleiben
Lagerumschlagshäufigkeit Häufigkeit des Warenumschlags in einem bestimmten Zeitraum
Lagerreichweite Zeitspanne, die der aktuelle Bestand bei gleichbleibendem Verbrauch reicht
Lagerkosten Gesamtkosten für Lagerung, Personal und Infrastruktur
Kapitalbindung Im Lager gebundenes Kapital

Effizienzsteigerung durch ABC-Analyse

Anwendung der ABC-Analyse

Die ABC-Analyse erfolgt in systematischen Schritten zur optimalen Bestandsklassifizierung. Nach der absteigenden Sortierung aller Lagerartikel nach Wert oder Umsatzanteil erfolgt die Einteilung in drei Kategorien:

  • A-Artikel – 10-20% der Artikel mit 70-80% des Gesamtwerts
  • B-Artikel – etwa 30% der Artikel mit 15-20% des Gesamtwerts
  • C-Artikel – 50-60% der Artikel mit nur 5-10% des Gesamtwerts

In der praktischen Umsetzung erhalten die Kategorien unterschiedliche Aufmerksamkeit:

Kategorie Behandlung
A-Artikel Exakte Bedarfsprognosen, häufige Kleinmengenbestellungen, tägliche Bestandskontrolle
B-Artikel Mittlerer Verwaltungsaufwand, regelmäßige Kontrollen
C-Artikel Vereinfachte Verfahren, größere Bestellmengen, längere Prüfintervalle

Moderne ERP-Systeme unterstützen die kontinuierliche Durchführung der ABC-Analyse und passen die Klassifizierung automatisch an veränderte Marktbedingungen an. Dies macht die ABC-Analyse zu einem dynamischen Werkzeug für die fortlaufende Bestandsoptimierung.

Kosten und Kapitalbindung im Lagerbestand

Die Kapitalbindung im Lagerbestand ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor. Gebundenes Kapital steht nicht für alternative Investitionen, Verbindlichkeitstilgung oder liquide Reserven zur Verfügung. Die Lagerhaltungskosten setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  • Kapitalbindungskosten
  • Lagerplatzkosten
  • Personalkosten
  • Kosten für Lagertechnik
  • Versicherungs- und Energiekosten
  • Kosten für Schwund und Verderb

Kapitalbindung und ihre Auswirkungen

Die Kapitalbindung beeinflusst direkt die Liquidität und Rentabilität eines Unternehmens. Die jährlichen Kosten der Kapitalbindung betragen zwischen 8% und 25% des Warenwerts, abhängig von Branche, Zinsniveau und unternehmensspezifischen Faktoren.

Eine hohe Kapitalbindung erhöht zudem das unternehmerische Risiko durch mögliche Marktveränderungen, technologische Entwicklungen oder Nachfrageschwankungen. Sie beeinflusst wichtige Kennzahlen wie den Cash Conversion Cycle, die Gesamtkapitalrentabilität und die Eigenkapitalquote.

Reduzierung der Lagerhaltungskosten


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Zur systematischen Kostenreduzierung empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Analyse der aktuellen Bestandssituation und Identifikation von Langsamdrehern
  • Regelmäßige Anpassung von Bestellparametern
  • Optimierung der Bestellzyklen
  • Implementierung von Just-in-Time-Konzepten
  • Einführung von Vendor-Managed-Inventory-Systemen
  • Einsatz moderner Prognoseverfahren
  • Etablierung eines effektiven Bestandscontrollings
Otto Fischer
Otto Fischer

Ich heiße Otto Fischer und bin ein Ingenieur mit langjähriger Erfahrung in der Automatisierung, Maschinenbau und Fertigungstechnik. Ich habe in verschiedenen Industriezweigen gearbeitet und mich auf die Optimierung von Produktionsprozessen und Maschinen spezialisiert. Auf dieser Seite teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen, um Ihnen zu helfen, die Herausforderungen der modernen Fertigung zu meistern und Ihre Produktionsprozesse auf die nächste Stufe zu heben.