Die präzise Messung der Materialhärte ist für viele Industriezweige von entscheidender Bedeutung. Erfahren Sie, wie die Shorehärte bestimmt wird und welche wichtige Rolle sie bei der Qualitätssicherung von Elastomeren und Kunststoffen spielt.
Was ist die Shorehärte?
Die Shorehärte ist ein spezieller Werkstoffkennwert zur Messung der Härte von Elastomeren und Kunststoffen. Sie quantifiziert den Widerstand eines Materials gegen das Eindringen eines Prüfkörpers. Je höher der gemessene Wert auf der Shorehärte-Skala, desto härter ist das Material.
- Messung erfolgt mittels Durometer oder Shore-Härteprüfer
- Skala reicht von 0 (maximale Eindringtiefe, sehr weich) bis 100 (keine Eindringung, maximale Härte)
- Verschiedene Shore-Skalen für unterschiedliche Materialklassen
- Shore A – für weichere Materialien wie Gummi
- Shore D – für härtere Kunststoffe
Die Geschichte der Shorehärte
Die Shorehärte wurde 1915 von Albert Ferdinand Shore entwickelt, dem Inhaber der Shore Instrument Manufacturing Company in New York. Seine bahnbrechende Innovation bestand in der Entwicklung eines handlichen Instruments zur Messung der Eindringtiefe eines federgespannten Stifts. Diese Methode hat sich zum internationalen Standard entwickelt und ist in wichtigen Normen wie EN ISO 868, ISO/IEC 7619-1 und ASTM D2240-00 verankert.
Die Bedeutung der Shorehärte in der Industrie
In der modernen Industrie dient die Shorehärte als verlässlicher Indikator für die mechanischen Eigenschaften von Elastomeren und Kunststoffen. Sie ermöglicht die präzise Materialauswahl und Qualitätskontrolle in verschiedenen Branchen:
- Automobilindustrie – Dichtungen und Reifen
- Luft- und Raumfahrttechnik
- Medizintechnik – Implantate
- Konsumgüterindustrie
- Schlauch- und Dichtungsherstellung
Wie wird die Shorehärte gemessen?
Die Messung erfolgt durch einen Durometer oder Shore-Härteprüfer, der den Widerstand eines Materials gegen das Eindringen eines standardisierten Prüfstifts misst. Das Grundprinzip: Je tiefer der Prüfstift eindringt, desto weicher ist das Material.
Verwendung eines Durometers
Komponente | Funktion |
---|---|
Federbelasteter Prüfstift | Eindringen in das Material |
Flacher Fuß | Aufsetzpunkt auf der Materialoberfläche |
Anzeigemechanismus | Messwertanzeige (0-100) |
Die verschiedenen Shore-Skalen: A und D
Die Shore-Härteprüfung verwendet verschiedene Skalen für unterschiedliche Materialhärtebereiche:
- Shore A (weichere Materialien):
- Messbereich: 10-90 Shore A
- Geeignet für Gummi, Weich-PVC, Silikone
- Shore D (härtere Materialien):
- Messbereich: 30-100 Shore D
- Geeignet für harte Gummimischungen und technische Kunststoffe
Normen und Standards für die Messung
Die Shorehärtemessung basiert auf international anerkannten Normen, die präzise Messverfahren und Standards definieren. Die ASTM D2240 gilt als wichtigste internationale Norm, während in Europa die DIN ISO 7619-1 maßgebend ist. Diese Normen garantieren die Vergleichbarkeit von Messergebnissen unabhängig vom Prüflabor.
- Mindestanforderungen an das Prüfmaterial:
- Definierte Mindestdicke des Materials
- Spezielle Vorgaben für dünne Materialien durch Schichtstapelung
- Prüftemperatur von 23±2°C
- Festgelegte Konditionierungszeit
Einflussfaktoren auf die Shorehärte
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Die Shorehärte eines Gummis wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Die chemische Zusammensetzung spielt dabei eine fundamentale Rolle, wobei Füllstoffe wie Ruß die Härte erhöhen und Weichmacher sie reduzieren können.
- Haupteinflussfaktoren:
- Chemische Zusammensetzung des Materials
- Verarbeitungstemperatur
- Aushärtungszeit
- Alterungsprozesse durch UV-Strahlung
- Ozonbelastung
- Thermische Einwirkungen
Temperatur und Prüfbedingungen
Parameter | Shore-A-Skala | Shore-D-Skala |
---|---|---|
Prüfkörper | Kegelstumpf (Ø 0,79 mm, 35°) | Nadel (30°, Ø 0,2 mm) |
Prüfkraft | 1 kg | 5 kg |
Belastungszeit | 15 Sekunden | 15 Sekunden |
Kalibrierung der Messgeräte
Die regelmäßige Kalibrierung der Durometer ist für präzise Messungen unerlässlich. Dabei werden spezielle Kalibriernormale mit definierten Härtewerten als Referenz verwendet.
- Kalibrierungsprozess umfasst:
- Überprüfung der Federkraft
- Kontrolle der Eindringspitzengeometrie
- Prüfung des Anzeigemechanismus
- Dokumentation der Kalibrierung
- Jährliche Wiederholung oder nach definierter Messanzahl
Anwendungen der Shorehärte
Die Shorehärtemessung ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Industrie, besonders bei der Charakterisierung von Elastomeren und Polymeren. Sie ermöglicht standardisierte Vergleiche zwischen Materialien und dient als Schlüsselparameter bei der Materialauswahl.
Beispiele für Materialien und ihre Shorehärte
Material | Shorehärte |
---|---|
Gummibärchen | 10 Shore A |
Autoreifen | 50-70 Shore A |
Gabelstapler-Vollgummireifen | 95 Shore A |
Golfbälle | 60 Shore D |
Computergehäuse | 80 Shore D |
Shorehärte in der 3D-Druckindustrie
In der 3D-Drucktechnologie spielt die Shorehärte eine zentrale Rolle, besonders bei der Verarbeitung flexibler Filamente wie TPU (Thermoplastisches Polyurethan). Als entscheidender Parameter beeinflusst sie direkt die Elastizität, Flexibilität und Funktionalität des gedruckten Objekts. Materialien wie Filaflex mit verschiedenen Shore-A-Werten ermöglichen ein breites Anwendungsspektrum von weichen, gummiartigen bis hin zu semi-flexiblen Strukturen.
Shore-A-Wert | Eigenschaften | Anwendungsbeispiele |
---|---|---|
85 Shore A | Hohe Elastizität | Dichtungen, Griffe, Stoßdämpfer |
90-95 Shore A | Formstabil mit Flexibilität | Technische Bauteile, Verbindungselemente |
Die präzise Auswahl der Shorehärte ermöglicht Designern, mechanische Anforderungen optimal mit Materialeigenschaften abzustimmen. Diese Expertise gewinnt besonders an Bedeutung, da sich der 3D-Druck zunehmend von der Prototypenfertigung zur Produktion funktionaler Endprodukte entwickelt.
- Vorteile der Shore-A-Auswahl im 3D-Druck:
- Maßgeschneiderte Flexibilität für spezifische Anwendungen
- Optimierte mechanische Eigenschaften
- Verbesserte Produkthaltbarkeit
- Erhöhte Funktionalität der Endprodukte
- Präzise Materialabstimmung auf Projektanforderungen